Portrait

Portrait ALLES - NUR NICHT AUFGEBEN! JUNGE MULTIPLIKATORINNEN GEGEN MOBBING IM NETZ (COOL KIDS 2.0), Gewinnerinnen Förderprogramm 2021

Foto: CoolKids 2.0
© Foto: CoolKids 2.0

Diskriminierungserfahrungen junger Mädchen eine Plattform zu geben ist der Leitsatz des Projekts „Alles – nur nicht aufgeben! Junge Multiplikatorinnen gegen Mobbing im Netz“. Die Mädchen kennen sich teils aus dem kollaborativen Kinderbuchprojekt „Wir Kinder aus dem FlüchtlingsHeim“ und es sind auch neue Mädchen dazugekommen. Ziel ist es, an den Themen und Erfahrungen der Mädchen mittels handlungsorientierter Medienbildung anzuknüpfen, um zu einer diskriminierungsfreien Gesellschaft beizutragen:

„Vielleicht bin ich geflüchtet, aber ich bin deswegen kein Flüchtling. […] Die deutschen Kinder chillen ihr Leben, oder besser gesagt, sie haben ein einfaches Leben. Wir haben für unser Alter schon viel erlebt. Ich schäme mich meistens dafür, ich fühle mich schlecht. Nur weil wir „hierher“ gekommen sind. Wir gehören doch dazu […]. Das müssen alle verstehen lernen.“ Zahra Afhsar Teil der Cool Kids 2.0: 

Das Gespräch wurde 2021 in Berlin zwischen Projektleiterin Mai und den Mädchen Alita und Helene (Namen wurden pseudonymisiert auf Wunsch beider Mädchen) in der Mittagspause eines Workshops durchgeführt.

Mai: Im Gespräch sprecht ihr als Alita und Helene Fischer (Pseudonyme) und wir haben ein paar Interviewfragen, die uns von Das NETTZ gestellt worden sind. Das Interview wird ein Portrait unseres neuen Projekts.

Alita: Cool Kids 2.0

Helene: Cool Kids gegen Mobbing im Netz.

Mai: Die Fragen sind von Vladimir aus Jena, der arbeitet da an der Uni und hat uns gratuliert. Er forscht gerade zu Online-Hassrede und kennt Nadine und Hanna vom Förderprogramm. Jetzt geht es um den Blog über das Projekt. Und genau, ich tue jetzt mal so, als ob ich die Interviewerin bin. Und ihr beantwortet die Fragen, so wie es eben geht, alles klar? Wenn ihr irgendwas nicht versteht, dann fragt nach. Ihr seid unter den Gewinnerinnen des diesjährigen NETTZ Förderpreises. Worum geht es bei euch im Projekt und wie ist es dazu gekommen? 

Alita: Es handelt davon, gegen Mobbing was zu machen. Also GEGEN Mobbing und nicht zu mobben. Kinder werden gemobbt von anderen nur wegen ihrem Körper, ihrer Figur, ihren Haare, ihrer Haut, verhalten sich rassistisch oder sehr einfach, beleidigen sich gegenseitig. Du kannst ja einfach nett fragen: „Ich möchte gerne wissen, wo du herkommst, falls es für dich in Ordnung ist“. Naja und „Wenn ich das nicht sagen mag, dann brauchst du es mir nicht erzählen.“

Helene: Und wie wir darauf gekommen sind, ist, weil das ganz vielen Menschen passiert ist und passiert. Zum Beispiel haben sie einen neuen Instagram Account mit ein paar Bildern. Und was passiert dann?! Sehen sie zum Beispiel mal „scheiße“ aus. Nur weil wir eine andere Hautfarbe haben. Da fangen die direkt an, uns zu schreiben: „Kommst du aus einem anderen Land???“, „Warum bist du nach Deutschland gekommen?“, „Wird es bald mehr keinen Krieg geben, damit ihr geht?“ oder „Warum hast du schwarze Flecken im Gesicht?“. Viele solche Sachen, selbst wenn du selbst nichts hochstellst, du bekommst es mit. Und uns hat es genervt und wir wollten was dagegen tun, deshalb haben wir uns dazu entschieden. Deine nächste Frage.

Mai: An wen richtet sich euer Projekt? Für wen ist das eigentlich? Was denkt ihr, wer findet das Projekt gut?

Helene: Ich glaube, wenn wir das machen, das würde viele Leute erst mal beruhigen, also denen, denen das alles passiert ist.

Alita: Wir wollen Leuten Mut machen. Wenn Jugendliche anderen zuhören, was sie sagen, dann macht das manchmal schlechte Gefühle. Und da was zu machen, zum Beispiel was neues zu hören wie „Lieb dich einfach, wie du bist!“ oder „Akzeptiere dich und was du alles bist“. Im Endeffekt geht es nicht darum, was die Anderen denken von dir, sondern du, du bist du, und das was du denkst ist für dich wichtig, du bist in Ordnung, es ist nicht in Ordnung was die Anderen denken.

Mai: Also das Projekt ist für die da, die Mut brauchen und Erfahrungen mit Mobbing haben? Mehr so Jugendliche oder Erwachsene?

Alita: Also schon für Jugendliche, auch bisschen Erwachsene. Kommt drauf an, Mobbing haben alle schon Mal erlebt.

 

Wir wollen Leuten Mut machen. Wenn Jugendliche anderen zuhören, was sie sagen, dann macht das manchmal schlechte Gefühle. Und da was zu machen, zum Beispiel was neues zu hören wie „Lieb dich einfach, wie du bist!“ oder „Akzeptiere dich und was du alles bist“. Im Endeffekt geht es nicht darum, was die Anderen denken von dir, sondern du, du bist du, und das was du denkst ist für dich wichtig, du bist in Ordnung, es ist nicht in Ordnung was die Anderen denken.
Alita (Pseudonym)
Teil des Projekts "Cool Kids 2.0"

Mai: Und was macht ihr denn konkret in eurer Arbeit? 

Helene: Wir wollten kleine Videos machen. Machen wir nächstes Mal. Also jetzt haben wir gerade Workshops. Wir machen gerade Storys. Und wir schauen, was die Leute brauchen, um uns kennenzulernen, wer wir sind. 

Alita: Verständnisvoll, aggressiv, freundlich, nicht freundlich…vieles halt.

Mai: Ja, genau das ist ja sehr interessant mit euren Ideen. Was genau möchte ihr damit erreichen? Was ist euer Ziel mit dem Projekt?

Alita: Unser Ziel ist, anderen Leuten zu sagen, sei einfach selbstbewusst. Du bist ein Geschöpf der Erde! Du musst dich selbst akzeptieren! Nicht einfach auf die anderen hören, was sie an blöden Sachen zu dir sagen.

Helene: Du bist, was du bist. Du bist, was du bist.

Alita: Hashtag #loveYourself!

Mai: Okay, es ist also eine Stärkung von Menschen, denen blöde Sachen passieren. Selbstliebe möchtet ihr gerne promoten als Thema? Und ihr habt ja auch gesagt, ihr wollt Mut machen. Wie wollt ihr euch gegen Mobbing einsetzen?

Alita: Also zum Beispiel, ich wurde von Jungs gemobbt, die haben mich wegen meiner Körperfigur beleidigt und ich habe gesagt einfach „Ich bin ein Geschöpf der Erde, ich kann nichts dafür, dass ich fett oder anders bin als die Anderen – ob ich jetzt Pickel hab oder nicht, oder eine andere Hautfarbe oder nicht.“

Helene: Und man kann nicht immer wie eine Barbie aussehen, damit die Jungs einen mögen! Ist ja egal wie die Figur ist, die Hautfarbe oder egal was! Oder wenn die Jungs auch manchmal denken, Mädchen dürfen keinen Schnurrbart haben, weil sie ein „Weibchen“ sind. Aber nein, jede Kreatur ob Schnurrbart oder oder egal welche Haare, Nasenhaare, überall am Körper, es ist ganz normal. Bei Jungs und Männern ist es okay, aber bei Mädchen gibt es eine Extraportion Hate. Die dürfen das dann nicht haben, oder wie?!

Alita: Immerhin sind wir Menschen. 

Helene: Wir können doch nicht immer so sein, wie die Jungs uns haben wollen. 

Und man kann nicht immer wie eine Barbie aussehen, damit die Jungs einen mögen! Ist ja egal wie die Figur ist, die Hautfarbe oder egal was! Oder wenn die Jungs auch manchmal denken, Mädchen dürfen keinen Schnurrbart haben, weil sie ein „Weibchen“ sind. Aber nein, jede Kreatur ob Schnurrbart oder oder egal welche Haare, Nasenhaare, überall am Körper, es ist ganz normal. Bei Jungs und Männern ist es okay, aber bei Mädchen gibt es eine Extraportion Hate. Die dürfen das dann nicht haben, oder wie?!
Helene (Pseudonym)
Teil des Projekts "Cool Kids 2.0"

Mai: Wie möchtet ihr dann sein, wie sollen die Leute euch wahrnehmen? 

Alita: Als selbstbewusste Frau oder jugendliche Frau, einfach sein. Und wenn wir merken, dass sie  nicht aufhören, nix Nettes sagen, weil ein Kompliment, das nehmen wir gerne an, aber jetzt nicht, so einen Blödsinn. Sie sagen „Du bist fett!“ und „Ich will dich nicht haben!“ oder „Ich will dein Gesicht nicht sehen, du hast Pickel!“. Am Ende kannst du nicht mit denen reden, und dann sagen die sowas dauernd, was verhindert, dass du dich selbst schön findest. Die Verbreiten dann den Hass und sagen, du bist wie du bist.

Mai: Mobbing ist Diskriminierung, weil es Spuren hinterlässt. Wie geht ihr denn mit dem Hass um? 

Alita: Zum Beispel auf Tiktok, da sagen sie Schlechtes über deinen Körper, deine Figur, deine Haut. Sowas wie „Du rasiert dich nicht unter der Achsel“ oder „Deine Haare stören mich.“. Sowas geht nicht, das müssen viele doch mal verstehen.

Helene: Ich finden es so scheiße von denen. Ich will auch nicht anfangen zum Beispiel Schimpfwörter zu sagen und selbst so scheiße zu werden. Aber ich finde es richtig doof von denen es ohne Grund zu machen: Was wollen die eigentlich von uns? Sie sind nicht unsere Eltern, Familienmitglieder, damit sie bestimmen, wie wir zu sein haben.

Alita: Und selbst deine Familie kann auch nicht sagen, wie du dich anziehen sollst, klar, von ganz klein an schon, aber wenn du nicht mehr klein bist, können sie es nicht mehr. Dass wir zum Beispiel uns freizügiger anziehen als Frauen, die das auch wollen, weißt du? Ich meine du bist auch noch ein junges Mädchen in der Familie. Wenn Eltern sagen „Spiel mit diesem Kind nicht“ und „Mach das und das nicht!“ also, das musst du für dich selbst entscheiden. Und das musst du erstmal verstehen, das Problem. Weil sonst machst du dir einfach unnötige Gedanken im Kopf, dir geht es schlecht. Da rauskommen und zu wissen, was ich will. Das hast du nicht immer drauf, alles selbst so zu wissen.

Mai: Ihr habt, so wie ich euch in der Gruppe kenne, auch ganz unterschiedliche Strategien und Tricks entwickelt, euch zu schützen und euch zu stärken. Das zeigt sich neben dem Kinderbuchprojekt auch darin, dass ihr im Finale  überzeugt habt! Wie hilft euch der Wettbewerb weiter und warum braucht ihr so ein Projekt? 

Helene: Mai, Kannst du kurz bitte antworten? 

Mai: Ich weiß nicht, warum ihr das braucht. 

Helene: Warum brauchst du das?

Alita: Ich finde mir machts Spaß.

Helene: Mir machts auch Spaß, wir mögen es auch mitzuarbeiten.

Alita: Ich finde es wichtig, andere Menschen aufzumuntern und zu sagen, schau mal wie schön du bist. 

Mai: Ja, es geht auch darum, Zeit miteinander zu verbringen, neue Sachen auszuprobieren, zu reden, Spaß zu haben, zu tanzen und zu essen. Okay, was sind eure nächsten Schritte? Was beschäftigt euch im Moment?

Helene: Also wir haben jetzt vor, unsere eigenen T-Shirts rauszubringen, also für uns selbst natürlich, und dass wir später nach den Workshops auch auf unseren Accounts was hochladen, zum Beispiel auf unserem Instagram. Dann sind wir bei Instagram etwas berühmt, also jetzt nicht so richtig berühmt werden, aber wir können Sachen teilen. Und das uns ein paar Menschen kennen und wissen was wir machen und so was.

Mai: Ja, das ist doch ein Plan! Dann folgen euch ein paar Leute und eure unterschiedlichen Themen haben dann Platz auf eurem Kanal! 

Helene: 10.000 followers!!

Alita: Michael Jackson, Justin Bieber ((alle lachen)). Nein, 300 ist genug. 300 bis 500 Leute.

Helene: Leute, die es aufmuntert was wir hier tun. Und wem das gefällt..

Alita: Erwachsene und Kinder, ja Jugendliche auf der Welt. 

Helene: Ich kann meine ganze Familie anrufen und die können uns alle folgen, meine Familie ist groß.

Alita: Posten wollen wir auch auf Englisch.  

Helene: Vielleicht auch Mal was auf der Muttersprache.

Mai: Klar, wenn ihr das machen wollt. Ich denke, bei der Zielgruppe ist das gar nicht so einfach. Ich denke, es wird ein Mix werden aus Menschen, die wir kennen und Menschen, denen eure Themen irgendwie auch wichtig sind. Zum Beispiel Jugendliche, die ähnliche Sachen erlebt haben wie ihr, oder Erwachsene, die es wichtig finden, gegen Diskriminierung und Mobbing einzutreten.

Helene: Und unsere Gesichter dürfte nicht so klar gesehen werden, nur so gefiltert genau.

Mai: Genau, auch zu Wissen, was will ich preisgeben, was besser nicht. Wer kann das sehen? Was für Themen möchte ich privat schalten, was für alle, was für eine bestimmte Gruppe.

Helene: Bei Youtube machen wir doch auch nicht so viel und Tiktok haben wir schon gemacht, aber die kommen für andere nicht raus und bei Instagram von den Workshops. Wer sieht die denn die Posts?

Mai: Der Algorithmus zeigt das. Ich glaube, wir müssen auch Werbung für uns machen, zum Beispiel an Schulen gehen und sagen “Los, Leute!” 

Helene: Ich gehe dahin und schreie „Cool Kids - alle gehen auf YouTube und Instagram! Dort alle gucken“ oder wir gehen zu den Nachrichten. Bitte machen Sie Werbung für uns, wir bezahlen sie!

Mai: Wir brauchen Leute, die das spannend finden, was ihr macht - eine Fanbase. Es kommt auch voll auf euch an, was ihr macht und diskutiert in den Workshops. Wie ihr euch im Projekt zeigen wollt und auch in den sozialen Medien. Wir haben erst angefangen und auch nicht zu lange Zeit, wir starten mit den Workshops, machen später mehr in den sozialen Medien und dann kommt auch wie eine Zusammenfassung in einer Ausstellung. Noch eine Frage: Wie haltet ihr euch motiviert was lässt euch durchhalten?

Helene: Ich motiviere mich mit Essen! Ich schaue auch viel, wie andere das machen im Internet. Probiere Sachen auch im privaten Modus aus. Aber es braucht auch Pausen. Ich kann ja nicht die ganze Zeit am Accounts rumhängen. 

Alita: Ich guck mir auch Twitter, Tiktok oder Facebook an und sowas wie von uns, das fehlt. Ja ich denke, das liegt an mir. Wir könnten ja auch selbst was machen darauf. Ohne uns zu schämen. Wenn wir stolz auf uns sind, was wir machen und können und das dann zeigen, dann bleiben wir auch motiviert. Und vielleicht denke ich mir, also wenn ich mich motivieren kann, dann motiviert das andere auch. Wir motivieren uns, und dann denke ich auch, die anderen posten, wir posten auch!

Helene: Es ist auch Werbung durch die Posts, damit Leute von unserem Account wissen und folgen können und weiter erfahren können, was wir beim Projekt machen. Und es geht auch ums Geld, das kann uns dabei helfen Nervennahrung zu bezahlen und neue Ideen auszuprobieren.

Alita: Wir brauchen wir wirklich Geld für Flyer, Plakate, so für Schulen oder wo soll das hängen, Leute anschreiben auf Instagram, Eltern können helfen...

Helene: Ja, naja und, dass wir hier Spaß haben.

Mai: Genau, das ist ein kleineres Projekt. Da müssen wir schauen, dass wir uns nicht verzetteln. Die Ideen finde ich super, also so sichtbarer zu sein, in der Öffentlichkeit im Bildungsbereich – aber auch für unsere Familien und Freunde. Ich hab noch zwei letzte Fragen: Welche Unterstützung könntet ihr im Moment und in Zukunft gebrauchen? Und wollt ihr noch was loswerden?

Helene: Geld.

Alita: Werbung.

Helene: Macht Werbung für die Cool Kids!!! 

Alita: Bitte folgt uns, dass macht uns Freude! Mach Werbung für die Cool Kids!!!

Für mehr Informationen rund um das Projektesucht, besucht die Projektwebsite: https://coolkids.kinderwelten.net/



 

Foto Emine Aslan
Autor*in

Emine Aslan

(-/-) Online-Redakteur*in

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