Portrait

Portrait Diverse Young Leaders: Gründerin Yasmin Al-Douri über Diversifizierung von Jugendpartizipation

Bild: Yasmin Al-Douri, Gründerin der Initiative Diverse Young Leaders

Yasmin Al-Douri ist Referentin, Politologin und Gründerin der Initiative Diverse Young Leaders. Diese arbeitet digital daran, Barrieren für Schwarze und People of Color im Alter von 13-22 Jahren abzubauen. Im Interview erzählt uns Yasmin warum gerade in der Jugendpartizipation neue Ansätze gefunden werden müssen und welchen Herausforderungen sie sich mit dem Projekt stellt.

Liebe Yasmin, was ist Diverse Young Leaders und welche Idee steckt dahinter?

Wann immer ich Diverse Young Leaders vorstelle, frage ich mein Gegenüber als allererstes: “Hast Du schon mal etwas von Jugenddelegationen oder Jugendforen gehört?” Meistens schaue ich dann in sehr verwunderte Gesichter. Die meisten jungen Menschen haben noch nie von solchen Programmen gehört und das hat einen Grund: Viele Organisationen die diese Programme anbieten, teilen ihre Partizipationsmöglichkeiten nur innerhalb ihres Netzwerkes. Diese bestehen hauptsächlich aus jungen Menschen, die eher aus privilegierten Haushalten kommen.

Mit Diverse Young Leaders versuchen wir diese Bubble aufzubrechen und Youth Leadership und Jugendengagement diverser zu gestalten. Die Youth Leadership Arena in Deutschland ist sehr homogen und das liegt nicht daran, dass sich junge Schwarze und People of Color nicht engagieren, sondern ihnen oft kein Raum in Jugendorganisationen geboten wird. Sie engagieren sich daher eher auf Grass Roots Level, z.B. in ihrer eigenen Community. Dieses Problem sehen wir auch in den Jugendorganisationen der deutschen politischen Parteien. Der Missstand zeigt sich dann z.B. als Homogenität in der Führungslandschaft staatlicher Politik sowie in Unternehmen. Hier wollen wir anknüpfen und die zukünftige Führungslandschaft bereits heute durch unsere Antidiskriminierungs- und Bildungsarbeit mitgestalten.

Wie ist das Projekt aufgebaut und was genau ist euer Ziel?

Alle unsere Projekte werden digital durchgeführt, sind für alle zugänglich und basieren auf drei Säulen. Unser Ziel ist es, Youth Leadership in den kommenden Jahren inklusiver und zugänglicher zu gestalten: 

  1. Research: Mit Research fokussieren wir uns darauf, Jugendthemen in den Fokus der Forschung zu rücken. Denn ohne wissenschaftliche Fakten und Daten, die die Vielfalt und Inklusion von benachteiligten Jugendlichen thematisieren, ist es schwierig Barrieren für benachteiligte junge Menschen abzubauen.
  2. Repräsentation: Die Sichtbarkeit von Erfolgsgeschichten ist uns enorm wichtig. Denn "You can't be what you can't see!". Repräsentation schaffen wir durch unser Mentoring Programm F1rstGen. Das Programm von Erststudierenden mit Migrationsgeschichte für angehende Studierende - die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch vor dem Studium. 
  3. Möglichkeiten: Wir vereinfachen den Zugang zu Engagement und Bildung, indem wir Interessierten auf unserer Website eine eigene Datenbank zu verschiedenen Programmen anbieten. Darunter befinden sich auch Möglichkeiten, bei denen junge Menschen Führungsfähigkeiten erwerben können.

Welchen Einfluss kann eure Arbeit auf eine (digitale) Diskussionskultur haben?

Wir werden oft in Paneldiskussionen eingeladen, da das Thema “Diversity” nun fast überall angekommen ist. Allerdings merken wir schnell, dass unser Fokus auf Inklusion von Schwarzen Jugendlichen und People of Color in Youth Leadership so in Deutschland erstmals angesprochen wird. Damit treffen wir einen Nerv, der für viele nicht ersichtlich war und tragen maßgeblich dazu bei, dass Jugendorganisationen ihre Strukturen überdenken und verändern.

Da unsere Arbeit komplett digital stattfindet, stehen wir auch mit Jugendlichen in ganz Deutschland im Kontakt. Das Empowerment, das sie von uns erhalten, bestärkt sie oft, in ihren eigenen Strukturen Rassismus und Diskriminierung anzusprechen. Durch unseren digitalen Auftritt können junge Menschen unsere barrierearmen Angebote ganz unabhängig vom eigenen Standort in Anspruch nehmen, auch außerhalb Deutschlands.

Yasmin als Speakerin beim "Unite Youth Summer" 2020

Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen, um eure Zielgruppe zu erreichen und wie geht ihr damit um?

Eine unserer Herausforderungen ist es, unserer Zielgruppe die Angst vor Abweisung zu nehmen. Schwarze Jugendliche und People of Color (BPoC) erfahren sehr früh und sehr oft Abweisung durch Diskriminierung und Rassismus. Jungen BPoC die Angst davor zu nehmen ist schwierig, besonders weil wir sie schützen wollen aber gleichzeitig nicht garantieren können, dass sie erneut durch Diskriminierung oder Rassismus traumatisiert werden. Wir begegnen diesem Problem, indem wir die Jugendlichen empowern und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit anbieten mit uns in einem Safe Space über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Was sind eure bisher ambitioniertesten Ziele? Wo soll es mit euch noch hingehen?

Wenn es so weitergeht wie bisher, wollen wir unsere ersten internationalen Diverse Young Leaders Hubs gründen, damit nicht nur Deutsche BPoC von unseren Projekten profitieren, sondern auch Jugendliche aus anderen Ländern die Möglichkeit haben an diesen teilzunehmen. Wir wollen außerdem unsere Leadership Datenbank international ausweiten und unser Team noch internationaler aufstellen. Vielleicht bieten wir selbst irgendwann BPoC die Möglichkeit an Delegationsprogrammen teilzunehmen oder entsenden selbst Delegierte. 

Was braucht Ihr, um weiter durchzustarten?

Wie freuen uns immer über Spenden verschiedener Art. Das können finanzielle Spenden, Materialspenden oder auch Zeitspenden (z.B. durch ein Coaching für unsere Mitglieder) sein. Außerdem suchen wir immer Verstärkung für unser Team und freuen uns neue Mitglieder begrüßen zu dürfen!

Logo Diverse Young Leaders
Autor*in

Antonia Zuleger

Team

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