Veranstaltung

Das NETTZ auf der re:publica 2018

Meet Up "Gemeinsam gegen Hate Speech" auf der #rp18
© Das NETTZ

„Wir müssen Liebe organisieren, denn Hass ist organisiert.“ appellierte Kübra Gümüşay auf der re:publica 2016 an ihr Publikum, an uns. Die re:publica 2017 führte diesen Gedanken mit "Love out Loud“ weiter. 2018 sind Hass und Hetze im Netz allgegenwärtiger denn je und können alle treffen, die online aktiv sind. Um dem entgegenzuwirken, entstehen immer mehr Initiativen für eine positive Debattenkultur - so auch Das NETTZ. Die Idee unserer Vernetzungsstelle gegen Hate Speech wurde auf der re:publica 2017 zum ersten Mal öffentlich vorgestellt. Auf der diesjährigen re:publica ist das Konzept inzwischen Realität geworden und wir waren mit einem Meet Up vertreten.

„Es ist wichtig, für unsere Pluralität einzustehen und das ist nicht nur die Aufgabe, von denen, die betroffen sind, sondern vor allem von jenen, die nicht betroffen sind.“
Kübra Gümüşay
Journalistin, Bloggerin und Netz-Aktivistin

Wir verstehen Hass nicht als Teil digitaler Kultur, wie wir sie zukünftig leben wollen. Keine/r soll Angst haben, die eigene Meinung zu äußern. Deshalb müssen wir uns engagieren und organisieren. Die Vielfalt und der Reichtum unserer Gesellschaft soll auch im Internet erhalten bleiben. Darüber diskutierten Kübra Gümüşay, Hannes Ley, Gerald Hensel, Franzi von Kempis in der Session Zivilcourage im Netz.

„Fuck Leitkultur. Love Leitwerte."
Sascha Lobo
Autor, Journalist

Wenn wir über Digitalisierung reden, dann auch darüber, wie wir eine digitale Gesellschaft gestalten wollen - welche Werte wir vertreten und wie wir für diese Werte einstehen. Und dabei müssen wir darauf achten, dass Digitalisierung die Spaltung in unserer Gesellschaft nicht verstärkt. Das Gefühl der Abgehängtheit ist gegenwärtig und wird von Extremist*innen auf sozialen Netzwerken missbraucht, um zu spalten. Wir müssen mit denen in Kontakt treten, die Sascha Lobo in seinem Talk so passend als “die diffus oder konkret Unentschlossenen” bezeichnete.

Wir als Vernetzungsstelle kennen viele wunderbare Projekte, die genau in diese Richtung arbeiten und die wir bei dieser #rp18 zusammenbringen konnten. Wir haben es uns zum Ziel gemacht, Euch zu vernetzen und zu stärken. Nur gemeinsam können wir Veränderungen gegenüber Politik und Tech-Konzernen vorantreiben. “Es gibt so viele Dinge, die wir selber bewegen können - und immer nur mit dem Finger nach oben auf ‘diese Politiker da in Berlin’ und die ‘abgehobene Elite’ zu zeigen, ist mir zu einfach und zu schlicht.” sagt die Journalistin Dunja Hayali. POP - Power of People als Motto der diesjährigen re:publica trifft die Stimmung also ganz wunderbar.

Unser Meet Up gegen Hate Speech

Ganz im Sinne der Vernetzung stand am zweiten Tag der Konferenz unser Meet Up “Gemeinsam gegen Hate Speech”. Wir konnten uns über viele bekannte Initiativen, aber auch zahlreiche neue Gesichter freuen.

In kleinen Gruppen stellten wir uns einander vor und diskutierten anschließend die Frage

Was sind aktuell die größten Herausforderungen & Themen bei der Bekämpfung von Hate Speech?”

Die Antworten haben wir an dieser Stelle für Euch geclustert. Die folgenden Themen sind eine Sammlung der Ergebnisse, die von den Teilnehmer*innen des Meet Ups zusammengetragen wurden.

Digitale Zivilcourage: Wir brauchen mehr “zivile Held*innen”. Viele sehen die negativ geprägten Diskussionen im Netz nicht als ihr Problem. Deswegen ist ein Großteil der Menschen passiv. Die Frage ob mitreden oder zurückziehen, wird in den meisten Fällen passiv beantwortet. Wie lassen sich Unbeteiligte mobilisieren? Vielleicht durch ein Belohnungssystem für Love-Speech?

Gesellschaft: Wie schaffen wir es, uns mehr FÜR als GEGEN etwas auszusprechen? Wir brauchen mehr Liebe!

Gegenmaßnahmen: Welche Art von Beteiligung führt zur Deeskalation? Wann ist Gegenrede angebracht, wann brauchen wir mehr Moderation? Wie können wir Gegenmeinungen besser organisieren? Wir dürfen uns durch Einschüchterung nicht demobilisieren lassen.

Vernetzung: Es gibt zu viele Einzelkämpfer*innen und noch zu wenige Strukturen für Vernetzung. Mitlernende Organisationen müssen entstehen, damit gemeinsam gesprochen und gehandelt werden kann.

Definition von Hate Speech: Wann beginnt Hate Speech? Was sind Unterschiede und die Herausforderungen bei Hate Speech und Cybermobbing? Wann ist die Meinungsfreiheit eingeschränkt?

Miteinander in Kontakt treten: Wer sich kennt, beschimpft sich nicht. Vereinzelung und Filterblasen sind gegenwärtige Probleme, die durch die Beschaffenheit digitaler Räume verstärkt werden. (Rechte) Filterblasen sollen zum Platzen gebracht werden. Wir wünschen uns mehr Diskussionen und Dialog.

Aufklärung: Präventive Programme müssen gefördert, Jugendliche befähigt werden. Wir müssen mehr erforschen, wer die Menschen sind, die Hass verbreiten und warum sie das tun.

Technologische Infrastruktur: Wie bestimmt uns Software? Was können wir dagegen tun? Wie können große Plattformen dazu gebracht werden, ihrer Verantwortung nachzukommen?

Rechtsdurchsetzung: Auch im digitalen Raum müssen rechtliche Verstöße geahndet werden.

Die Tatsache, das viele bei unserem Meet Up waren und diese Gedanken zusammengetragen haben, spricht für eine Mobilisierung gegen Hass. Wir wissen, dass nicht diejenigen in der Mehrzahl sind, die Hass und Beleidigungen verbreiten. Wir spüren in unserer Arbeit, dass der Wunsch nach Vernetzung und gemeinsamen Aktionen da ist. Die gesammelten Impulse werden wir in unserer täglichen Arbeit und in der Zusammenarbeit mit Engagierten, mit Euch, weiterverfolgen.

Hier geht es zu unseren Top 10: Sessions, die man auf der re:publica 2018 gesehen haben sollte.

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